Immobilienrecht

Bauträgerstreit – Verbesserungsverzug bei Mängelrüge?

Neue Entscheidung des Obersten Gerichtshofs (OGH) zur Gewährleistung

In einer wegweisenden Entscheidung vom 22.05.2024 hat der Oberste Gerichtshof Österreichs eine Revision im Fall Geschäftszahl 8Ob36/24p zurückgewiesen. Dieser Fall, der sich um Mängel an der Wärmedämmfassade eines Neubaus dreht, beleuchtet wichtige Aspekte des Gewährleistungsrechts und des Verbraucherschutzes im Bausektor. Für Bauherren, Bauträger und Juristen bietet diese Entscheidung wertvolle Einblicke in die aktuelle Rechtsprechung.

Hintergrund des Falls

Ein Ehepaar erwarb ein neu errichtetes Haus von einem Bauträger. Mehr als ein Jahr nach der Übergabe legten sie zwei Privatgutachten vor, die Mängel an der Wärmedämmung offenbarten. Die Beklagten, der Bauträger und dessen Subunternehmer, stellten die Mängel nicht grundsätzlich infrage, forderten jedoch eine Beurteilung durch einen gerichtlich beeideten Sachverständigen.

Zentrale Rechtsfragen

Eine zentrale Frage war, ob die Beklagten im Verbesserungsverzug waren, was der OGH ausdrücklich verneinte. Dies ist ein wichtiger Punkt für Bauherren: Ein Verbesserungsverzug tritt nicht automatisch ein, wenn Mängel gerügt werden.

Der OGH betonte zudem, dass eine Mängelrüge konkret formuliert sein muss. Die Vorlage von Privatgutachten allein genügt nicht. Bauherren sollten daher Mängel präzise beschreiben und genaue Anforderungen zur Verbesserung stellen.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Frage des Vertrauensverlusts. Der OGH bestätigte, dass ein qualifizierter Vertrauensverlust vorliegen muss, um eine Verbesserung durch den Bauträger abzulehnen. Die bloße Mangelhaftigkeit der Leistung reicht dafür in der Regel nicht aus.

Erkenntnisse für Bauherren

  • Frühzeitige und präzise Mängelrüge: Mängel sollten so schnell und detailliert wie möglich gemeldet werden.
  • Recht auf Verbesserung: Baufirmen haben grundsätzlich das Recht, Mängel zu beheben, bevor andere Maßnahmen ergriffen werden.
  • Zurückhaltung bei sofortigen Zahlungsansprüchen: Eine direkte Forderung nach Ersatz für Verbesserungen kann verfrüht sein.

Auswirkungen auf die Baubranche

Diese Entscheidung zeigt, wie wichtig eine sorgfältige Dokumentation und klare Kommunikation bei Baumängeln ist. Bauträger sollten auf Mängelrügen proaktiv reagieren, während Bauherren ihre Ansprüche präzise formulieren und rechtzeitig fachkundigen Rat einholen sollten. Dabei ist eine rechtlich fundierte Vorgehensweise auf beiden Seiten unabkömmlich. Denn eine offene und transparente Kommunikation kann dabei helfen, langwierige und kostspielige Gerichtsverfahren zu vermeiden.

Für weitere Informationen und individuelle Beratung stehen Anela Blöch und ihr Team jederzeit unter office@atb.law bzw. telefonisch unter 01 39 12345 zur Verfügung.