Was passiert mit Kryptowährungen bei einer Scheidung?
Kryptowährungen werden im Rahmen einer Scheidung wie andere Vermögenswerte behandelt. Entscheidend ist dabei die Zugehörigkeit zum ehelichen Gebrauchsvermögen oder den Ersparnissen, wie es im österreichischen Ehegesetz (§ 81 EheG) geregelt ist. Doch welche Herausforderungen ergeben sich bei der Bewertung und Aufteilung dieser digitalen Werte?
1. Kryptowährungen als Vermögensbestandteil
Kryptowährungen gelten als Vermögenswerte und müssen bei einer Scheidung offengelegt werden, wenn sie während der Ehe angeschafft wurden. Sie gehören dann zum gemeinsamen Vermögen, das zwischen den Ehepartnern aufgeteilt wird. Wichtig ist hierbei der Erwerbszeitpunkt: Kryptowährungen, die vor der Ehe gekauft wurden, gelten in der Regel als persönliches Eigentum. Selbst wenn die Kryptowährungen vor der Ehe angschlafft wurden ist der Zugewinnausgleich zu beachten: Während der Ehe erwirtschaftete Gewinne aus Kryptowährungen fallen nämlich unter den Zugewinn und müssen im Rahmen der Vermögensaufteilung berücksichtigt werden.
Herausforderung: Pseudonymität
Kryptowährungen gelten als anonym (richtig: pseudonym). Dies erschwert nicht nur ihre Nachverfolgung und Bewertung. In der Praxis versuchen manche Partner, ihre Krypto-Investments bei anstehenden Scheidungen zu verschleiern und die Vermögenswerte einer Aufteilung zu entziehen. Um herauszufinden ob ein Partner über Kryptowährungen verfügt, bedarf es regelmäßig Branchenkenntnis, Erfahrung bei der Suche und die richtigen Anträge bei Gericht, um die Offenlegung von Wallets und Transaktionen zu erwirken.
2. Bewertung von Kryptowährungen
Die Bewertung von Kryptowährungen im Scheidungsfall stellt eine regelmäßig eine Herausforderung dar, da deren Wert stark schwanken kann. Folgende Punkte sind hierbei entscheidend:
- Stichtagsprinzip: Der Wert der Kryptowährungen wird meist am Stichtag der gerichtlichen Entscheidung ermittelt.
- Marktwertschwankungen: Volatile Kurse können dazu führen, dass der Vermögenswert innerhalb kürzester Zeit an Wert gewinnt oder verliert.
- Expertengutachten: Oft ist es notwendig, externe Gutachten einzuholen, um den genauen Wert der Kryptowährungen zu bestimmen.
3. Wie können Kryptowährungen aufgeteilt werden?
Die Aufteilung von Kryptowährungen erfolgt entweder in physischer Form (z. B. Übertragung eines Teils der Coins auf das Wallet des anderen Ehepartners) oder in monetärer Form (Ausgleichszahlungen). Die Wahl der Methode hängt oft von den technischen Kenntnissen der Beteiligten und den spezifischen Umständen des Falls ab.
Häufig gestellte Fragen
Was passiert, wenn ein Ehepartner Kryptowährungen verschweigt?
Das Verschweigen von Vermögenswerten, einschließlich Kryptowährungen, kann schwerwiegende Konsequenzen haben. In der Praxis sehen wir häufig Fälle bei denen ein Ehepartner versucht Teile seine Kryptovermögens zu verstecken. Um sicher zu gehen, dass der Ehepartner auch sämtliche Kryptowährungsbestände offenlegt, empfiehlt sich die Beiziehung von Experten in der Blockchain-Forensik (Nachverfolgung der Vermögenswerte auf der Blockchain). Betroffene sollten Beweise sichern (Transaktionsverläufe und Wallet-Adressen können gerichtsfähige Beweise darstellen) und spezialisierte Rechtsberatung einholen: Ein auf Kryptowährungeen spezialisierter Anwalt kann helfen versteckte Kryptwährungen aufzuspüren und Ansprüche geltend zu machen.
Wie finde ich heraus, ob mein Partner Kryptowährungen besitzt?
Da Kryptowährungen anonym gehandelt werden können, ist es oft schwierig, deren Existenz nachzuweisen. Folgende Schritte können helfen:
- Bankauszüge prüfen: Transaktionen zu bekannten Kryptobörsen können Hinweise liefern.
- Steuerunterlagen durchsehen: Gewinne aus Kryptowährungen müssen in Österreich versteuert werden.
- Gerichtliche Offenlegung: Im Rahmen des Scheidungsverfahrens können Gerichte die Offenlegung aller Vermögenswerte anordnen.
Sollten Sie den Verdacht haben, dass Ihr Ehepartner den Besitz von (Teilen seiner) Kryptowährungen verschweigt, empfehlen wir die Konsultation von Kryptowährungsexperten. Gerne stehen wir Ihnen in diesem Zusammenhang mit unseren Blockchain-Forensikern zur Verfügung.
Strategien zur Sicherung von Rechten im Scheidungsfall
- Frühzeitige Offenlegung: Transparenz über alle Vermögenswerte, einschließlich Kryptowährungen, ist essenziell.
- Gutachter beauftragen: Ein Experte kann den genauen Wert der Kryptowährungen ermitteln und so Streitigkeiten vermeiden.
- Rechtsberatung in Anspruch nehmen: Ein Anwalt mit Erfahrung im Bereich Kryptowährungen und Scheidungsrecht kann wertvolle Unterstützung bieten.
- Nachweise sichern: Wallet-Adressen, Transaktionsverläufe und Kontoauszüge können entscheidende Beweise sein.
- Verhandlungsbereitschaft zeigen: Oft können außergerichtliche Einigungen langwierige Prozesse vermeiden.
Fazit: Kryptowährungen erfordern besondere Aufmerksamkeit
Die Behandlung von Kryptowährungen bei einer Scheidung ist ein komplexes Thema, das fundierte Kenntnisse sowohl im Recht als auch im Bereich digitaler Währungen erfordert. Mit der richtigen Strategie und kompetenter Unterstützung können jedoch faire Lösungen gefunden werden, die beiden Parteien gerecht werden. Rechtsanwalt Roman Taudes und sein Team stehen Ihnen für weitere Informationen und individuelle Beratung jederzeit unter office@atb.law bzw. telefonisch unter 01 39 12345 zur Verfügung.