Die Grundsatzfrage: Verhandeln oder zahlen?
Die Entscheidung über den Umgang mit Lösegeldforderungen sollte nicht als einfache Ja/Nein-Frage betrachtet werden. Stattdessen ist ein strategischer Ansatz erforderlich, der verschiedene Optionen und ihre Konsequenzen abwägt:
- Verhandlung ohne Zahlungsabsicht: Kann Zeit für technische Lösungen verschaffen
- Verhandlung mit möglicher Zahlung: Bei existenzbedrohenden oder alternativenlosen Situationen
- Direkte Ablehnung: Wenn ausreichende Backup-Systeme und Notfallpläne vorhanden sind
Wann ist eine Verhandlung sinnvoll?
Eine Verhandlung mit den Angreifern kann mehrere strategische Vorteile bieten, auch ohne dass eine Zahlung beabsichtigt wird:
- Zeitgewinn: Ermöglicht die Aktivierung von Notfallplänen und die Wiederherstellung von Backups
- Informationsgewinnung: Verschafft Einblicke in die Angriffsmethoden und das Ausmaß der betroffenen Daten
- Schadensminimierung: Kann die unmittelbaren Auswirkungen des Angriffs reduzieren
- Verhandlungsspielraum: Ermöglicht die Reduzierung möglicher Forderungen
Professionelle Unterstützung ist dabei unerlässlich.
Der strukturierte Entscheidungsprozess
Phase 1: Orientierung
- Einberufung des Krisenmanagement-Teams
- Analyse der betroffenen kritischen Daten
- Bewertung der Wiederherstellungsmöglichkeiten
- Einschätzung der Geschäftsauswirkungen
Phase 2: Priorisierung
- Festlegung der technischen Anforderungen
- Abstimmung mit Geschäftsführung und Vorstand
- Definition der Verhandlungsziele
- Bewertung der Erfolgsaussichten
Phase 3: Umsetzung
- Einbindung von Verhandlungsexperten
- Koordination mit technischen Teams
- Rechtliche Absicherung aller Schritte
- Kontinuierliche Neubewertung der Situation
Rechtliche Rahmenbedingungen in Österreich
Die rechtliche Situation bei Hackerangriffen und Lösegeldzahlungen ist komplex und erfordert besondere Beachtung:
- Strafrecht: Ist die Bezahlung von Lösegeld strafbar?
- Versicherungsrecht: Wann besteht Versicherungsschutz durch die Cyber-Versicherung?
- Geschäftsführerhaftung: Haften die Organe der Gesellschaft?
- Datenschutz & Compliance: Bestehen Meldepflichten gegenüber Behörden?
Präventive Maßnahmen
Um sich bestmöglich vor Ransomware-Angriffen zu schützen, sollten Unternehmen rechtzeitig vorsorgende Maßnahmen für den Ernstfall treffen:
- Robuste Backup-Strategien implementieren und regelmäßig testen
- Incident-Response-Pläne entwickeln und üben
- Mitarbeiter regelmäßig schulen
- IT-Sicherheitssysteme aktuell halten
- Professionelle Unterstützung im Vorfeld organisieren
Fazit
Die Entscheidung über den Umgang mit Lösegeldforderungen muss wohlüberlegt sein und verschiedene Faktoren berücksichtigen. Ein strukturierter Entscheidungsprozess, rechtliche Absicherung und professionelle Unterstützung sind dabei unerlässlich. Präventive Maßnahmen und schnelles, kompetentes Handeln im Ernstfall sind die Grundpfeiler einer erfolgreichen Ransomware-Abwehrstrategie.
Für weitere Informationen und individuelle Beratung steht Ihnen Roman Taudes (taudes@atb.law) und sein Team jederzeit zur Verfügung.